Josef Kalina
PR-Berater
Gesellschaft
22.01.2024
22.01.2024
Wir sitzen hier um 10 vor 10 in einem Wiener Innenstadt-Café nahe dem Parlament, dem Wiener Rathaus und der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße. Können Sie je Location spontan eine Gefühlsregung nennen?
Mein klassisches Traditionscafé ist das Landtmann, weil es so nahe am Sitz des Bundeskanzlers sowie der Löwelstraße liegt. Mittlerweile ist mir das Diglas, in dem wir sitzen, lieber, weil es weniger formell ist. Beim Landtmann musst du de facto immer reservieren, wenn du einen Platz haben willst. Hier ist es noch sehr wienerisch.
Und zu den anderen Locations?
Die sind alle Teil meiner Geschichte, Biografie und meines Erfolgs. Es sind Orte von unglaublich interessanten Begegnungen. Überall hatte ich wahnsinnig spannende Aufgaben und ich war dort jeweils sehr gerne.
Ist Ihnen eine der erwähnten Begegnungen im Speziellen positiv oder negativ in Erinnerung?
Beim Bundeskanzleramt ist mir emotional positiv in Erinnerung, als wir es geschafft haben, die schwarz-blaue Regierung abzulösen. Ich war damals Teil des Teams rund um die Wahlkampagne von Alfred Gusenbauer. Wir haben es gegen alle Wetten geschafft, den ersten Platz zu erringen. Am Abend mit meinen Freunden, die an der Kampagne mitgearbeitet haben, ganz ruhig im Bundeskanzleramt – wo ich schon unter Vranitzky und Klima war – zu sitzen, war ein sehr emotionaler politischer Moment für mich. Wir haben den rausgebracht, der damals unter Täuschung Bundeskanzler wurde, weil er ja gesagt hat, dass er in die Opposition geht, sollte er Dritter werden.
Schüssel ist damals über die Thematik der Pflegekraft gestolpert.
Das ist eine Episode. In Wirklichkeit ist er über seine eigene Überheblichkeit gestolpert ... gescheitert. Er hat selbst geglaubt, was seine Leute als Propaganda verbreitet haben. Nämlich dass Gusenbauer der unsympathische Dicke ist, der nicht Kanzler werden kann. Schüssel meinte »Wer, wenn nicht er.« Der hat sich vollkommen von seinen Ratgebern abgeschottet und dachte, dass es richtig ist, so wie er es macht. Die Pflegerin war sicher ein kurzer emotionaler Moment, der ihm geschadet hat, weil ein Charakterzug bloßgestellt wurde. Was ich an Schüssel achte: Er hatte eine politische Agenda – Stichwort »Pensionsreform«. Womit er sehr viele Leute verloren hat, war, dass er seine Reformen ohne Wenn und Aber durchziehen wollte.
Sehen Sie Parallelen zur schwarz-blauen Regierung unter Kurz und Strache?
Überhaupt nicht! Wolfgang Schüssel habe ich respektiert. Bei ihm hat man gemerkt, dass er ein politischer Mensch ist, der einen politischen Plan hat. Er wollte das Land in seine Richtung verändern. Bei Sebastian Kurz und seiner Buberlpartie habe ich, ehrlich gesagt, nie den Eindruck gewonnen, dass die einen politischen Plan hatten. Außer: Ich möchte Bundeskanzler werden und mit meinen Buberln und Mäderln regieren. Die Landschaft wollte er zu seinem eigenen Wohl gestalten. Einen wirklich politischen Gestaltungswillen hat man da nicht gespürt.
Sie haben Ihr Handy am Tisch liegen. Es vibriert immer wieder und Nachrichten kommen herein. Wenn man das aktuelle politische Geschehen verfolgt und schon so lange in der Kommunikation tätig ist wie Sie, muss man dann – auch im Austausch mit Kunden – aufpassen, was und wie man sich übers Handy austauscht? Einfach weil man damit rechnen muss, dass es in den Fokus der Öffentlichkeit gerät.
Absolut. Wenn man in solchen Funktionen tätig ist, in denen ich aktiv war, bekommt man von den Sicherheitsbehörden Hinweise, wie man sich zu verhalten hat. Handytelefonie gab es damals schon, wenn auch nicht so verbreitet wie heute. Damals ging es eher darum, dass die Büros abhörsicher gestaltet wurden. Das ist das eine. Das andere ist eine vernünftige Angewohnheit, manche Dinge nicht zu verschriftlichen. Wissen Sie, ich habe mir in meinem Leben schon oft gedacht, mit was für Trotteln ich zu tun habe. Ich würde das allerdings nie jemandem schreiben. Ich habe mir schon meinen Teil gedacht, als ich von den allseits bekannten Handyauswertungen erstmals gelesen habe. Es geht um Vorsicht und Contenance. So etwas tut man einfach nicht. Man sollte mit aller Kraft versuchen, nicht nur im Rahmen der Gesetze, sondern auch gemäß den eigenen Moralvorstellungen zu wirken.
Wir sind allerdings alle Menschen. Jeder von uns ist emotional. Gerade in Zeiten von Krisenkommunikation muss es schnell gehen. Als Sprecher hat man flott zu reagieren, auch wenn es im Hintergrund rundgeht.
Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass ich damals Fehler gemacht habe. Wir haben damals so gearbeitet, dass man sich sehr zeitintensiv vorbereitet hat. Man muss wissen, wovon man redet und was man in einer Situation sagen will. Ich bin oft spontan angerufen worden und wurde von Medienkollegen sehr dafür geschätzt, dass ich 24/7 erreichbar war. Das hat zu meinem Berufsethos gehört und daher wollte ich das nicht delegieren. Wenn ich versprochen habe, dass ich zurückrufe, habe ich zurückgerufen. Und manchmal habe ich auch gesagt, dass ich gerade nichts sagen kann. Man muss immer am Ball und in Abstimmung mit seinem Chef sein. Manches kann man offiziell als Statement in ein Mikrofon sagen, manches kann man abseits informell erklären. Wenn man das verinnerlicht hat, sollten keine Fehler passieren. Es geht um Disziplin und Vorbereitung. Bei Viktor Klima im Kanzleramt hatten wir immer folgenden Spruch: Schweiß spart Blut.
Sie meinten einmal, dass es für Sie eine große Umstellung war, als Sie nicht mehr Kanzlersprecher waren, weil nicht mehr jeder, den Sie angerufen haben, den Hörer abgehoben hat. Es lag also nicht an der Person Josef Kalina, sondern an der Position des Kanzlersprechers.
Ganz genau, wenn man Kanzlersprecher ist, heben die Leute ab, einfach weil man halt wichtig ist. Als ich vom Kanzlersprecher als Journalist in die Lokalredaktion der Krone gewechselt bin, habe ich relativ schnell gemerkt, dass mein Marktwert als Sprecher des Kanzlers ein anderer war denn als Vertrauter des nach Argentinien ausgewanderten Ex-Kanzlers. Das muss einem dann halt bewusst sein. Man ist kein Informationsträger mehr, also ruft dich halt auch kein Schwein mehr an. Auch wenn ich viele Leute kannte: Wirkliche Freunde hast du in der Politik und im Journalismus als Pressesprecher nicht. Es geht rein um die Funktion und den Zugang zu Informationen. Letzten Endes bist du immer nur eine Quelle. Diese ganz klare Erkenntnis hat mir in meinem zukünftigen beruflichen Leben sehr geholfen. Gerade wenn du Kanzlersprecher bist, bist du Everybody’s Darling und jeder klopft dir auf die Schulter. Und danach auf einmal merkst du, dass es nicht ganz so ist. Wirklich gemacht hat es mir nichts, aber ich wusste dann sehr gut, woran ich bin.
Hatten Sie stets im Hinterkopf, dass Sie als Bauernopfer vor die Säue geworfen werden könnten, wenn es der Partei oder der Auflage einer Zeitung nur genug bringt?
Natürlich, darauf musst du halt aufpassen. Georg Danzer hat einst gesungen, dass er eh weiß, dass er beim Schatzi auf der Seife steht. Sobald sie aber merkt, dass sie auch bei ihm auf der Seife steht, ist sie baff. So ist es in der Politik auch. Und ganz ehrlich gesagt: Ich bin mir dabei nicht schlecht vorgekommen. Sosehr Journalisten meine Nähe gesucht haben, um mir Informationen herauszulocken, sosehr habe ich deren Nähe gesucht, um meine Informationen anzubringen. Da waren wir quitt.
Wie wird man vom Bankkaufmann eigentlich zum Presse- und Kanzlersprecher sowie zum Bundesgeschäftsführer der SPÖ?
Ich war politisch bereits aktiv, bevor ich mich von der Zentralsparkasse ausbilden habe lassen. Schon im Gymnasium war ich Schulsprecher und habe bei der Schülerzeitung mitgearbeitet. Darüber bin ich zur Sozialistischen Jugend gekommen. Josef Cap hat mich dann gefragt, ob ich nicht bei ihnen die Zeitung machen will. Als Schulsprecher habe ich dann bei der Sozialistischen Jugend Bezirksgruppen organisiert, wodurch man wiederum selbst politisch sozialisiert wird. Als ich die Matura hatte und überlegt habe zu studieren, sind meine Frau, mit der ich schon damals zusammen war, und ich schnell draufgekommen, dass das eher brotlos werden wird. Wir wollten in keiner WG wohnen, sondern in unserer eigenen Wohnung. Daher habe ich bei der Zentralsparkasse begonnen und die politische Arbeit auf kleiner Flamme in Wien-Hernals weiterlodern lassen. Mit der Zeit hatte ich die Möglichkeit, Vollzeit in den Pressedienst der SPÖ einzusteigen. Damit habe ich den Job als Bankkaufmann an den Nagel gehängt. Als Kind einer Arbeiterfamilie dachte ich nie daran, dass ich jemals Journalist werden könnte. Ich konnte beruflich das machen, was ich immer wollte: schreiben und lesen. Ein Traum! Und so habe ich als kleines Rädchen immer mehr Leute kennengelernt und bin anscheinend positiv aufgefallen, wodurch ich die Karriereleiter aufsteigen konnte.
»Wahlen sind keine Zeiten der Überzeugung, sondern der Mobilisierung«
Als jemand, der früher im Machtzentrum der SPÖ aktiv war und nun als externer PR-Berater tätig ist: Wie sehr haben Sie die letzten Jahre mitgelitten? Seitdem Werner Faymann 2016 am Rathausplatz von den eigenen Leuten ausgepfiffen und de facto als Vorsitzender und Bundeskanzler abmontiert wurde, hat die Partei nicht viel gerissen und sich in eigene Grabenkämpfe verstrickt.
Ich leide extrem, auch wenn ich vor 15 Jahren, 2008, aus der Politik ausgeschieden bin. Erfreulichere Momente waren, als ich mich für Michael Ludwig eingesetzt habe, nachdem klar war, dass sich Michael Häupl als Bürgermeister zurückziehen wird. Aber in Summe haben Sie es schon richtig beschrieben. Es ist ein unglaublicher Kompetenzverlust, der sich in der Partei abzeichnet. Ich habe immer gesagt: »I am in sales, not in production.« Ich bin also kein Ideologe! Ich habe aber klare Überlegungen und weiß durch meinen familiären Hintergrund sehr genau, warum ich Sozialdemokrat bin. Wenn man sich einen Teil der SPÖ ansieht, konzentriert sie sich auf ideologische Phrasen und lässt sich auf Dinge ein, die nicht mehrheitsfähig sind – der Wille zum Regieren ist so nicht vorhanden! Ein Veränderungsanspruch wird zwar gezeigt, aber es wird nicht das Nötige getan, um diesen auch ausleben zu können. Dazu müssen Wahlen gewonnen werden in einer Demokratie! Wer das nicht versteht und sich nicht so aufstellt, dass man gewählt wird, wird keine Gestaltungsspielräume erhalten. Man soll nicht nur auf Meinungsumfragen schauen, man muss die Leute dort abholen, wo sie sich gerade befinden. Wahlen sind keine Zeiten der Überzeugung, sondern der Mobilisierung. An diesem einen Tag müssen die Leute aufstehen und die eigene Partei wählen. Wenn man das nicht schafft, landet man in Opposition und spielt bei der Gestaltung des Landes de facto keine Rolle. Mal sehen, ob die SPÖ das überlebt. Man muss ja nur auf Europa oder und in die Welt schauen, um zu merken, dass man auch marginalisiert werden und verschwinden kann.
Glauben Sie, dass Doskozil besser als Babler gewesen wäre?
Auf jeden Fall! Ich habe das – zum Ärger vieler – auch öffentlich vertreten. Aber nicht, weil ich in seinem Lager war. Ich habe mit Peter Hajek gemeinsam eine erfolgreiche Marktforschungsfirma gegründet. Durch unsere Studien wissen wir, dass Doskozil mit der Positionierung in der Zuwanderungsfrage mehrheitsfähig in Österreich ist. Wirtschaftspolitisch und in der Verteilungsfrage ist er klassisch sozialdemokratisch. Rendi-Wagner war im persönlichen Kontakt sehr sympathisch und gewinnend, hatte aber nicht die Fähigkeit, die Botschaft bei medialen Auftritten so zu verpacken, dass es sich die Leute merken. Das war ja die ursprüngliche Frage: Rendi-Wagner oder Doskozil? Babler ist erst später dazugekommen, nämlich bei der Mitgliederbefragung mit dem absurden Höhepunkt des Wahnsinns, nicht rechnen zu können. Babler muss jetzt als Exponent des linken Parteiflügels eine ordentliche Kurve kratzen, um wahlentscheidend in der Mitte zu punkten. Er wird einige seiner Weggefährten, die er im linken Becken in Traiskirchen aufgefangen hat, vor den Kopf stoßen müssen. Wissen Sie, was mich ärgert? Die Regierung wird als schwach und inkompetent empfunden. Als Oppositionspartei muss man da punkten, was allerdings die FPÖ und nicht die SPÖ schafft. Wenn die FPÖ als bessere Partei gesehen wird, wenn es um Maßnahmen gegen die Teuerung geht, frage ich mich schon, wie das geht. Historisch gesehen war die SPÖ unglaublich breit aufgestellt, was sie unter Kreisky so erfolgreich gemacht hat.
Können Sie erklären, warum bei Parteien so oft die Binnenlogik entscheidend ist, wenn es darum geht, wer an der Spitze steht? Es geht oftmals überhaupt nicht darum, wer nach außen am stärksten wirkt, sondern welcher Flügel, welche Kammer und welcher Bund irgendwie mitredet.
Es geht darum, wer in welchen Wahlkreisen Mandate erhält. Wenn man in Wahlkreis X als Spitzenkandidat aufgestellt wird, bekommt man im Nationalrat ein Direktmandat. Natürlich wird man gewählt, aber zuvor wird man von den Parteifunktionären aufgestellt. Die aufgestellten Leute orientieren sich daher nur nach der Binnenlogik. Wenn man gute Leute hat wie Franz Vranitzky, Michael Häupl, Josef Cap, Heinz Fischer und so weiter, hältst du als Partei auch die aus, die sich ihre Mandate nur über die Binnenlogik holen. Sobald du die Spitze aber nicht mehr darstellen kannst, weil du als Partei nicht mehr an der Macht bist, wird es schwierig, weil man nur noch aus den Leuten aus der Binnenlogik besteht. Dann wird es eng. Bin gespannt, ob es die SPÖ schafft, wieder in die Breite zu gehen, und spannende Persönlichkeiten nach vorne stellt. Als Partei brauchst du Leute, die im Fernsehen oder Radio innerhalb von 30 Sekunden eine Geschichte erzählen, die von den Menschen verstanden wird.
»Als Partei brauchst du Leute, die innerhalb von 30 Sekunden eine Geschichte erzählen«
Sie haben gerade Michael Häupl angesprochen. Eine ehemalige Kollegin von mir, die auch in er Kommunikation tätig ist, meinte nach seinem 22-Stunden-Sager über Lehrer: »Deswegen ist der Häupl so beliebt. Er ist einfach ein Wiener Urprolet!«
Diese Rolle hat er sich gegeben. Der angesprochene Sager war allerdings unüberlegt und nicht gut für ihn. Ich mein, ganz ehrlich: Natürlich ein super Sager! Der hatte eine enorme Verbreitung und Häupl hat von allen Zustimmung bekommen, die keine Lehrer waren. Jeder glaubt, Lehrer haben einen Halbtagsjob, hackeln nix und haben noch dazu drei Monate Ferien. Wahr ist das halt nicht. Er hat mit der Aussage die in Wien so wichtige Basis verprellt. Was er geschafft hat: etwas pointiert auf den Punkt zu bringen.
Würden Sie gefragt werden, könnten Sie es sich vorstellen, wieder eine offizielle Position in der Löwelstraße einzunehmen?
Wenn ich von meinem Hobby und meiner Leidenschaft leben könnte, wäre es vorstellbar. Allerdings habe ich mittlerweile ein wirklich erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Dort verdiene ich wesentlich mehr, als ich in der Politik jemals verdienen könnte. Also ja, ich würde es gerne machen, aber eher ehrenamtlich. Von mir aus auch gerne als Auftragsarbeit. Wenn man früher aktiver Fußballspieler war, denkt man sich ja auch, wenn der eigene Verein gerade nicht gut spielt, dass man sich selbst wieder die Schuhe anzieht. Nur gibt es dabei einen Denkfehler: Die spielen heute ja viel schneller als wir damals. Allerdings: Wenn ich manche Leute bei TV-Auftritten herumstammeln sehe, denke ich mir schon, dass das entsetzlich anzusehen ist und ich das gerne übernehmen würde. So ... aber nun abschließend und ganz ernsthaft: Nein, kann ich mir nicht vorstellen.
Vor Jahren bei einer Podiumsdiskussion haben Sie einen schönen Vergleich gebracht. Sie meinten: Es wäre unvorstellbar, wenn sich zwei Vorstände eines börsennotierten Unternehmens über die Medien unterschiedliche strategische Stoßrichtungen ausrichten, weil sie wissen, dass der Aktienkurs nach unten gehen würde. In Regierungen hingegen passiert es regelmäßig, dass öffentlich zwei Parteien streiten und die sich dann noch wundern, dass der Zuspruch der Wählerinnen und Wähler weniger wird.
Bei der Aussage muss ich etwas selbstkritisch sein. Ich bin damals eingestiegen, als Fred Sinowatz Bundeskanzler war. Damals hat die große Koalition rituell so agiert. Was die Folgeregierungen bissl aus den Augen verloren haben: Damals hatten SPÖ und ÖVP gemeinsam 80 Prozent oder mehr, womit du dir sowas erlauben konntest! Heute geht das nicht mehr. Es gibt mehr Parteien mit Angeboten für alle Zielgruppen und die mediale Landschaft ist viel breiter und diversifizierter aufgestellt. Mir wurde mit der Zeit klar, dass man politisch nicht mehr so wie früher arbeiten kann. Die erste schwarz-blaue Regierung hat das damals anfänglich erkannt und ganz gut gemacht. Auch die jetzige Regierung hat einiges zusammengebracht, kann aber nicht wirklich vermitteln, dass beide Parteien einen gemeinsamen Plan haben. Wenn alle Pferde in unterschiedliche Richtungen laufen, ergibt das kein einheitliches Bild. Österreich hat diesbezüglich wahrscheinlich noch ein gröberes Problem in der Zukunft. Weil: Eine Zweierkoalition geht sich wahrscheinlich nicht mehr aus. In Skandinavien hat man eine höhere Gelassenheit. So weit sind wir noch nicht.
Kommen wir von Ihrer politischen Tätigkeit noch kurz zu Ihrer aktuellen Beratungstätigkeit: Sie sind u. a. Sprecher vom Industriellen Siegfried Wolf, der sowohl innenpolitische wie ausländische Kontakte in Russland pflegt. Wie sehr können Sie über alle relevanten Inhalte Bescheid wissen, mit denen man als Sprecher konfrontiert werden könnte?
Ich mache das für eine ganze Reihe von Unternehmern, auch wenn ich nicht immer als Sprecher auftrete. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Parteien und Unternehmen bzw. generell zwischen der Politik und der Wirtschaft: Du kannst dich gar nicht mit allen Dingen, die unterschiedliche Unternehmen machen, identifizieren. Wenn es nach dem gehen würde, könnte ich diesen Job nicht machen. Es geht um eine professionelle Distanz und darum zu wissen, welche Inhalte an welche Zielgruppe kommuniziert gehören. Kein Mensch kann verlangen, dass man immer über alles Bescheid weiß und alles gutheißt.
Nun ist es kurz vor 11 Uhr. Der Kaffee ist ausgetrunken. Unser Gespräch fast zu Ende und unsere Wege trennen sich. Wohin verschlägt es Sie nach unserem Termin?
Ich habe eine Besprechung mit meinem Geschäftspartner Peter Hajek.
Lieblings-
Buch: Die Welt nach Wagner (Alex Ross)
Film: Das letzte Mal, als ich im Kino war, ist sicher schon 20 Jahre her.
Song: Musik interessiert mich nur als Beschallung.
Schauspieler/in: Nicholas Ofczarek, Michael Maertens
Motto: Leben und leben lassen.
Autor/in: Joseph Roth, Karl Kraus
Serie: Never Ever
Stadt: Wien
Land: Italien
Gericht: Ich esse, wie man an mir sieht, sehr gerne und sehr vielfältig.
Getränk: Grüner Veltliner
Film: Das letzte Mal, als ich im Kino war, ist sicher schon 20 Jahre her.
Song: Musik interessiert mich nur als Beschallung.
Schauspieler/in: Nicholas Ofczarek, Michael Maertens
Motto: Leben und leben lassen.
Autor/in: Joseph Roth, Karl Kraus
Serie: Never Ever
Stadt: Wien
Land: Italien
Gericht: Ich esse, wie man an mir sieht, sehr gerne und sehr vielfältig.
Getränk: Grüner Veltliner
Schönstes und negativstes Erlebnis der vergangenen Woche
Negativ gab es nichts, an das ich mich nennenswert erinnern würde. Positiv war, dass ich bei einer Tarockrunde überraschend positiv abgeschnitten habe, was mich sehr gefreut hat.
Berufswunsch als Kind
Was ich als Kind werden wollte, weiß ich nicht mehr, aber am Gymnasium war mir dann sehr schnell klar, dass ich in den Journalismus gehen möchte.
Wen wollten Sie immer schon einmal treffen?
Durch meine Funktionen konnte ich viele Menschen treffen, die ich immer treffen wollte. Bill Clinton, Nelson Mandela und Tony Blair, als meine politischen Leitbilder, habe ich mehrfach getroffen.
Teenie-Schwarm
Einen Schwarm gab es nicht wirklich. Eher Fußballer-Idole.
Café-Bestellung
Melange, Schnittlauchbrot, Mineral und Apfelstrudel
Ort des Interviews
Café Diglas im Schottenstift
Es ist bereits das zweite Mal, dass Talkaccino zu Gast im Café Diglas im Schottenstift ist. Erstmals wurde im August 2021 Platz genommen, als Modelabel-Gründer Mišo Ćurčić de Jong interviewt wurde. Damals hat das Interview im Gastgarten im Innenhof stattgefunden, diesmal aufgrund der Temperaturen im unteren Innenbereich des Cafés.
Es ist bereits das zweite Mal, dass Talkaccino zu Gast im Café Diglas im Schottenstift ist. Erstmals wurde im August 2021 Platz genommen, als Modelabel-Gründer Mišo Ćurčić de Jong interviewt wurde. Damals hat das Interview im Gastgarten im Innenhof stattgefunden, diesmal aufgrund der Temperaturen im unteren Innenbereich des Cafés.
Weitere Interviews
Kultur19.03.2024
Schauspielerin Ursula Strauss
»Mein Marktwert ist das Letzte, was mich interessiert«
Leben25.04.2023
Musiktherapeutin Nina Edtinger
»Ich bin keine musikalische Musiktherapeutin«
Gesellschaft09.08.2021
Richter Friedrich Forsthuber
»Ohne politische Bildung droht demokratischen Rechtsstaaten das Scheitern«